Wie ein verwilderter Hof zu unserem Zuhause wurde – und warum wir ihn jetzt loslassen.
Es war nicht mein Plan, ein Haus zu kaufen. Und schon gar keinen Hof. Aber das Leben hat oft eigene Pläne.
Ich war alleinerziehend mit zwei Hunden – und auf der Suche nach einer Wohnung im Raum Hamburg. Klingt einfach. War es aber nicht.
Immer wieder dasselbe: „Keine Kinder.“ Oder: „Keine Hunde.“ Oder beides. Die Kombination schien überall ein Ausschlusskriterium zu sein.

Und dann war da dieses Haus.
Ziemlich günstig. Ländlich. Frei.
Auf den ersten Blick schien es ruhig. Die Auffahrt war gemäht, das Haus aufgeräumt. Fast… freundlich.
Doch beim zweiten Blick sah man, was wirklich war:
Ein stark verwilderter Hof. Alte, zugestellte Nebengebäude. Werkstatt und Hauswirtschaftsraum voller Gerümpel.
Kein klassischer Neubeginn.
Aber für mich: eine Chance.

Ankommen im Ungewissen
Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da einließ aber naiv bin ich auch nicht an die Sache rangegangen.
Ich wusste: Schlimmer als diese Enge in fremdbestimmten Wohnungen konnte es nicht werden.
Also fingen wir an.
Ein riesiger Container stand auf dem Hof.
Ich schleppte, sortierte, räumte, entrümpelte. Drei Jahre lang arbeiteten wir daran, überhaupt eine Basis zu schaffen.
Nicht nur baulich – auch emotional. Es war ein richtiger Kraftakt.

Wir machten den Ort bewohnbar. Und Stück für Stück auch belebbar.
Ich lernte handwerklich mehr als in jedem Kurs: Dämmen, verputzen, bauen, kaputte Wände flicken, instabile Dächer sichern.
Wir pflanzten unseren ersten Gemüsegarten, hielten Tiere – Hühner, Hasen, Gänse, sogar Puten.
Ein kleiner Selbstversorgertraum wuchs da zwischen den Büschen und Baustellen.
Und mitten in all dem: meine Tochter.
Sie war Kind, Mitbewohnerin, Helferin, Beobachterin – und immer Teil des Ganzen.

Die Realität holt dich trotzdem ein
Doch der Hof war nicht nur ein Ort der Hoffnung.
Er war auch eine Herausforderung.
Ich wollte eine Hundepension eröffnen – doch die Behörden legten mir Steine in den Weg. Prüfungen, Auflagen, Formulare, die selbst mein Studium nicht entkräftete.
Dann versuchte ich es mit einer Kindertagespflege. Zwei Jahre lang lief sie – mit Herz, Struktur, Verantwortung.
Aber auch das war auf Dauer nicht mein Weg.
Zwischenzeitlich arbeitete ich in der Industrie-Sachbearbeitung.
Ich habe es immer wieder versucht. Neu angefangen.
Und gleichzeitig: nie wirklich zur Ruhe gekommen.
Es gab Momente, da funktionierte ich nur noch.
Die Belastung, der Druck, der Hof, das Leben – es war zu viel.
Ein Burn-out folgte. Und trotz allem: Ich machte weiter.

Ein Ort voller Leben – und auch Schmerz
Was ich selten erzähle:
Ich hatte drei Stalker in den Jahren dort. Drei.
Menschen, die über Grenzen gingen, mich bedrängten, bedrohten.
Und ich war allein – als Frau mit Kind.
Ich habe mich oft stark gezeigt.
Aber es war nicht immer leicht.
Der Hof war Rückzugsort und Belastung zugleich.
Trotzdem liebten wir ihn.
Trotz allem. Trotz allem, was dort geschah, wurde er zu einem Ort voller Erinnerungen.
Ein Ort, wo wir Wildtiere beobachten konnten. Wo Rehe durch den hinteren Teil am Hof vorbei liefen. Wo morgens der Nebel tief zwischen den Bäumen hing.
Ein Ort, der trotz allem uns gehörte.

Der Versuch des Loslassens
Irgendwann haben wir das Haus vermietet.
Wir wollten sehen, ob es ohne uns weiteratmet. Ob wir wirklich loslassen können.
Doch selbst diese Phase war nicht einfach.
Die Vermietung brachte neue Sorgen, neue Fragen.
Und letztlich auch die Antwort:
> Es ist Zeit.
Zeit, weiterzugehen.
Zeit, loszulassen.
Nicht, weil es nichts mehr wert ist – sondern weil wir bereit sind für einen neuen Abschnitt.

Ein Sonnenuntergang wie ein Schlusswort
Unser letzter Abend auf dem Hof war still.
Der Himmel brannte in rosa-goldenem Licht.
Es war, als würde sich der Ort verabschieden.
Oder uns den Segen geben.
Ich stand dort, wo wir früher Feuer gemacht haben.
Wo die Hühner scharrten. Wo meine Tochter mit Matschehänden durch die Beete lief.
Und ich dachte:
> „Wir haben nicht versagt.
Wir haben gelebt.
Und jetzt… dürfen wir weiterziehen.“

Was bleibt
Was bleibt, ist Dankbarkeit.
Für alles, was wir gelernt haben.
Für alles, was wir dort erlebt haben.
Für all die Stürme, die uns geformt haben.
Und was geht?
Der Druck. Die Schwere. Der ständige Kampf.
Wir lassen ihn da – zwischen den alten Holzlatten, unter dem wilden Gras, in den Schatten der Ställe.
Was vor uns liegt, ist ungewiss.
Aber diesmal gehen wir freiwillig.
Leicht. Offen. Und bereit.
👉 **Hier endet dieses Kapitel.
Aber unsere Reise geht weiter.**
Danke, dass du mit uns zurückgeblickt hast.
Vielleicht erinnerst du dich beim Lesen auch an deinen eigenen Ort, den du irgendwann loslassen musstest – oder noch darfst.
Lass mir gern einen Kommentar da, wenn dich etwas berührt hat.
Von Herzen,
Sabrina

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